Veranstaltung: November 2016

So
27.11.16
18.00 Uhr

Veranstaltung von AfricAvenir

Buchpremiere mit Ken Bugul: „Riwan oder der Sandweg“

Event-Picture: Buchpremiere mit Ken Bugul: „Riwan oder der Sandweg“  Ken Bugul (c) Herby Sachs
Ken Bugul (c) Herby Sachs

Lesung & Gespräch

Ken Bugul gilt als eine der wichtigsten und originellsten Schriftstellerinnen Westafrikas – eine weibliche, zweifelnde und zugleich starke und radikale Stimme, mit einem unbändigen Mut zur Freiheit und eigenen Position. Ihre gesellschaftlichen Analysen verlassen sich nicht auf Ideologie und Theorien, sondern gründen sich im authentisch und intim Erlebten. Ihr radikales Schreiben, so die Publizistin Marie-Hélène Gutberlet, „setzt auf den Mut zur Äußerung und Freilegung der menschlichen Erfahrung“, jenseits dogmatischer Positionen und klischeebehafteter Zuschreibungen. Anlässlich des Erscheinens ihres Romans „Riwan oder der Sandweg“ auf Deutsch, in Übersetzung von Jutta Himmelreich, lädt die Organisation AfricAvenir zu einer Lesung und Diskussion mit Ken Bugul ein.

In „Riwan oder der Sandweg“, das von einer afrikanischen Kommission zu einem der 100 wichtigsten afrikanischen Bücher des 20. Jahrhunderts gewählt und mit dem wichtigsten afrikanischen Literaturpreis ausgezeichnet (Grand Prix Littéraire de l’Afrique Noire) ausgezeichnet wurde, erzählt Ken Bugul in einem erschütternden von der Suche nach einer wiederhergestellten, geschlichteten und mit sich selbst versöhnten Identität. Sie reflektiert dabei in ungewöhnlich offener und hellsichtiger Weise über den Feminismus. Viele Vorurteile und aus Europa übernommene Ansichten über die Lebensbedingungen afrikanischer Frauen werden umgestürzt und gnadenlos auseinandergenommen oder seziert. In dem Buch findet ein mutiges Nachdenken über afrikanische Traditionen, Polygamie, Monogamie, Entfremdung, Verführung, Leben und Tod statt.

Biografie:
Mariétou Mbaye alias Ken Bugul kommt 1947 in einem isolierten Dorf im noch kolonisierten Senegal zur Welt. Ihr Vater ist bei ihrer Geburt 85 Jahre alt. Als sie fünf ist verlässt die Mutter den Haushalt – eine traumatisierende Erfahrung des Verlassenwerdens, die ein Leitmotiv in all ihren Romanen ist. Ken Bugul ist ihr selbstgewähltes Pseudonym und bedeutet auf Wolof so viel wie „niemand will sie“, ein Name, der traditionell Kindern gegeben wird, die auf Totgeburten folgen. Als erstes Mädchen ihrer Familie geht sie zur Schule und erhält 1971 ein Stipendium zum Studium in Belgien. In Europa entdeckt sie neue Ideologien und Freiheitsideen, die moderne Kunst, aber auch Drogen, Einsamkeit und Verachtung, und sie lernt Prostitution aus Mangel an Zuneigung kennen.

Nach Jahren im Westen kehrt sie 1980 30-jährig als zerstörte Frau in den Senegal zurück, wo sie von Familie und Gesellschaft als Verrückte zurückgewiesen wird. Sie lebt mit den Ausgestoßenen und fängt an, ihre Erfahrungen niederzuschreiben. Erst die Begegnung mit dem großen Serigne (Kalif) verändert ihr Leben. Eine tiefe Freundschaft entsteht, die auch dazu führt, dass der Serigne sie offiziell „zur Frau“ und unter seinen Schutz nimmt, eine symbolträchtige Geste, durch die sie augenblicklich gesellschaftlich „reintegriert“ ist. Ihr erster Roman, „Die Nacht des Baobab“ (1981), eine gnadenlos ehrliche Abrechnung mit ihrer Zeit im Westen, macht international Furore. Es folgen „Cendre et braises“ und schließlich „Riwan“, die Verarbeitung ihrer Erfahrungen am Hof des Serigne.

Nach dieser „therapeutischen“ Schreibphase arbeitet Ken Bugul ab 1986 in über 30 afrikanischen Ländern für internationale Organisationen zu den Themen Familienplanung und Frauenrechte. Erst relativ spät in ihrem Leben entschließt sie sich, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Inzwischen hat Ken Bugul zehn Romane veröffentlicht und einen einmaligen poetischen Prosastil entwickelt. Eine Reihe ihrer Romane zeichnen sich weiterhin durch autofiktionale Bezüge aus, die immer wieder auf ihre Familiengeschichte zurückverweisen, wie das ihrer Mutter gewidmete und ganz im Rhythmus eines Schlaflieds gehaltene „De l’autre côté du regard“. Sie experimentiert jedoch auch mit Elementen des Kriminalromans („Rue Félix Faure“), dem intermedialen Roman, in dem das Radio zu einer wichtigen Erzählinstanz wird („La folie et la mort“), oder der Dystopie („La pièce d’or“).

2011 kehrt sie nach langer Abwesenheit erstmals für längere Zeit nach Dakar zurück, wo sie inzwischen hauptsächlich lebt. 

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Ort:
Haus für Poesie
Kulturbrauerei

Knaackstr. 97, 10435 Berlin


Eintritt:
5/3 €